Einführung
Bartagamen sind keine Tiere, die ihre Zeit auf der Suche nach Futter "vergeuden". Lieber bleiben sie auf ihrem Platz sitzen und warten bis sie etwas Fressbares sichten. Man bezeichnet sie daher auch als Ansitzjäger. Zudem sind sie auch nicht wählerisch, sondern als omnivore Tiere verschmähen sie weder tierisches noch pflanzliches Futter.
Allerdings ist es so, dass sie als Jungtiere sich überwiegend von Tieren ernähren, während bei adulten Bartagamen vorwiegend pflanzliche Nahrung auf dem Speiseplan steht. Auch unter Terrarienbedingungen sollte das Verhältnis so beibehalten werden.
Jungtiere sollten in den ersten Monaten, in denen sie noch sehr stark wachsen, täglich mit Lebendfutter versorgt werden. Aber auch pflanzliche Nahrung muss jeden Tag zur Verfügung stehen, sowohl bei juvenilen als auch adulten Tieren. Versäumt man dies bei jungen Bartagamen, so ist es schwer bis unmöglich diese später an pflanzliche Nahrung zu gewöhnen.
Mit zunehmendem Alter sollten die Intervalle zwischen den Fütterungen mit tierischer Nahrung, vergrößert werden bis sie in adultem Alter schließlich nur noch 2-3 mal wöchentlich Lebendfutter erhalten. Zusätzlich ist es empfehlenswert einen Fastentag in der Woche einzuführen, wo sie weder tierische noch pflanzliche Nahrung erhalten.
Tierische Nahrung - Futtertiere
Die meisten Halter beziehen das Lebendfutter aus Zoohandlungen. Dabei hat man die Wahl zwischen den beliebten Heimchen, Grillen, Heuschrecken und Schaben. Nach dem Kauf sollte man die Futtertiere zunächst über ein paar Tage hinweg anfüttern, da sie sonst kaum einen Nährwert für die Bartagamen haben. Dies wird als "gut-loading" bezeichnet. Dazu eignet sich z.B. Gemüse und Obst, das auch für Bartagamen geeignet ist. Auch Fischfutter, Hundeflocken und Kükenaufzuchtfutter können verabreicht werden.
Neben den bereits genannten Futtertieren sind auch Mehlwürmer, Zophobas und Wachsmottenlarven im Handel erhältlich. Bei diesen ist aber Vorsicht geboten, auch wenn Sie sich sicher bei ihren Bartagamen mit diesen Futtertieren sehr beliebt machen. Alle drei sind sehr fetthaltig und führen bei häufigem Verzehr z.B. zu Leberschäden. Besonders von Mehlwürmern ist abzuraten, weil sie noch dazu ein ungünstiges Kalzium-Phosphor-Verhältnis haben und ihr harter Panzer kann, wenn sie sich nicht gerade gehäutet haben, zu Verstopfungen führen.
Zophobas dagegen haben schon einen besseren Nährwert für die Bartagamen, allerdings wird oft geraten, diesen vor dem Verfüttern den Kopf abzutrennen bzw. zu zerquetschen, weil sie mit ihrem Beißwerkzeug evtl. Schäden im Magen der Bartagame anrichten können.Ein Verfüttern von Wachsmottenlarven soll allerdings Wunder bei Bartagamen wirken, die ihre Nahrung verweigern und wieder zum Fressen animieren. Aber wie gesagt, fetthaltige Futtertiere sollten nur selten gegeben werden.
Als mögliche Futtertiere sind neben Insekten noch kleine Säugetiere wie Mäuse- und Rattenbabys zu nennen. Diese werden allerdings von den meisten Haltern nicht verfüttert und wenn sollte dies auch nur äußerst selten gemacht werden und auch nur, wenn ein Grund dafür besteht, also z.B. bei durch Krankheit abgemagerten oder trächtigen Bartagamen.
Die meisten Halter stehen anfangs vor dem Problem, wieviele Futtertiere sie pro Fütterung ins Terrarium geben sollen. Überall liest und hört man was anderes. Leider kann man schwer genaue Empfehlungen dazu geben und man bekommt es nur durch Beobachtung und Erfahrung heraus. Falsch ist auf Jedenfall, dass man ihnen soviel geben sollte, wie sie fressen können. In der Natur überwältigen sie alles, was sie kriegen können, weil sie nie wissen, wann es wieder was gibt. Solch eine Fütterung führt kurzfristig oft dazu, dass die Bartagame sich übergibt und langfristig zu Verstopfung und Übergewicht. Man muss also seine Bartagame genau beobachten, wie ihr Ernährungszustand ist um zu entscheiden, ob man die Futtermenge erhöht oder reduziert.
Eine gut genährte Bartagame hat eine breite Schwanzwurzel. Eine übergewichtige Bartagame hat oft einen "Bierbauch". Bei extremen Übergewicht berührt dieser beim Laufen des Tieres den Boden. Bei jüngeren Tieren führt eine hohe Futtermenge oft zu einem sehr schnellen Wachstum.
Wenn bis zur Nachtruhe nicht alle Futtertiere gefressen wurden, sollte sich Salat und Wasser über Nacht im Terrarium befinden, damit die Bartagamen nicht stattdessen herhalten müssen. Wenn sich noch mehr als nur wenige Futtertiere im Terrarium aufhalten, sollten diese vom Halter entfernt werden.
Pflanzliche Nahrung
Ein Thema, was häufig Kopfzerbrechen bereitet, ist die Verfütterung von planzlicher Nahrung. Wie oft, wieviel und vor allen Dingen was sollte man verfüttern?
Die Fragen nach dem wie oft und wieviel sind noch relativ leicht zu beantworten: Täglich sollte ein gemischter Grünfutter-Teller im Terrarium stehen. Wenn man zuviel gibt, ist das nicht schlimm, weil Bartagamen bei pflanzlicher Nahrung im Gegensatz zu tierischer Nahrung ihre Grenzen kennen.
Gerade Halter von sehr jungen Bartagamen wundern sich oft, warum ihre Kleinen nicht ans Grünfutter gehen wollen. Das ist normal und sie werden sich sicherlich bald daran gewöhnen, vorausgesetzt sie bleiben konsequent und bieten es jeden Tag an. Es kann auch helfen, wenn man Futtertiere eher in den Abendstunden gibt, damit die Bartagamen den Tag über, wenn sie Hunger haben, zunächst mit ihrem Salat Vorlieb nehmen müssen. Zudem sollte alles "mundgerecht" in kleine Stücke geschnitten bzw. geraspelt werden.
Bei adulten Bartagamen sollte schließlich die pflanzliche Nahrung den Großteil ihres Futters ausmachen (ca. 80-90 %).
Probleme bereitet jedoch oft die Auswahl des Futters. Die Pflanzen mit einem Kalzium-Überschuss, also wo der Kalzium-Anteil größer als der Phosphor-Anteil ist, sollten im Bartagamen-Salat überwiegen. Optimalerweise sollten Bartagamen ein Ca:Ph-Verhältnis von 1,5:1 zu sich nehmen. Das heißt jedoch nicht, dass man nur Grünfutter mit einem positiven Ca:Ph-Verhältnis geben darf, sondern dass man bei der Zusammenstellung insgesamt auf einen Kalziumüberschuss kommen sollte. Zu genau muss man dies jedoch nicht nehmen, wenn man abwechslungsreich und vielfältig füttert.
Neben dem Kalzium-Phosphor-Verhältnis müssen auch ein paar andere Aspekte beachtet werden: Einige Salate sollten aufgrund hoher Nitratwerte und schlechter Nährwerte komplett vom Speiseplan verbannt werden. Dazu zählen z.B. Kopfsalat und Eisbergsalat. Aber auch bei anderen Salaten sollte man nach Möglichkeit auf Bio-Ware zurückgreifen um die Belastung durch Nitrat und Pestizide möglichst gering zu halten. Gemüse mit viel Oxalsäure, wie z.B. Spinat und Kohl, sollten ebenfalls nur selten verfüttert werden, da Oxalsäure zu Kalziummangel und Nierenleiden führen kann. Die verschiedenen Kohlsorten haben zwar auch ein gutes Ca:Ph-Verhältnis, aber sollten aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside auch nur in geringen Mengen verabreicht werden.
Obst sollte generell auch nur einen kleinen Anteil am Bartagamen-Salat ausmachen, kann aber einen wichtigen Beitrag zur Vitaminversorgung liefern.
Woraus sollte nun der Salat hauptsächlich bestehen? Planzen, die einen positiven Ca:Ph-Wert haben und die man ruhig öfter an Bartagamen verfüttern kann, sind z.B: Endivien, Karotten, Zucchini, Romanasalat, Lollo Rosso und Ruccola. Ein wertvoller und kostenloser Futterlieferant ist jedoch die Natur. Löwenzahnblätter und -blüten, Gänseblümchen, Vogelmiere, Klee und viele andere kommen als Bartagamen-Futter in Frage. Insbesondere Löwenzahn zeichnet sich durch ein sehr gutes Kalzium-Phosphor-Verhältnis aus. Auch Küchenkräuter können verfüttert werden, jedoch dürfen Gewürze nur in geringen Mengen verabreicht werden. Eine Grünfutterliste mit weiteren Infos findet sich hier.
Versorgung mit Vitaminen und Mineralien
Um das schlechte Kalzium-Phosphor Verhältnis von Futtertieren auszugleichen (Bartagamen-Nahrung sollte immer einen Kalziumüberschuss haben, also ein Ca:Ph-Verhältnis von ca. 1,5:1) sollten die Futtertiere mehrmals wöchenlich vor dem Verfüttern mit einem geeigneten Vitaminpräparat, z. B. Herpetal Complete T oder Korvimin, eingestäubt werden. Bei der Vitaminzufuhr sollte man es allerdings nicht zu gut meinen, denn eine Hypervitaminose (Vitaminüberschuß) ist ebenso gefährlich wie eine Hypovitaminose
Als meine Bartagamen noch jünger waren, habe ich es so gehalten, dass ich die Futtertiere jede zweite Fütterung eingestäubt habe. Dabei werden die zu verfütternden Tiere in eine leere Heimchendose gegeben. Dann kommt das Vitaminpulver dazu und man schüttelt die Dose ein wenig, bis alle Futtertiere "paniert" sind. Jetzt, wo unsere adulten Tiere nur noch wenig Lebendfutter bekommen, gebe ich 2-3 mal in der Woche Pulver über den Salat.
Um den Tieren die selbständige Regulierung ihres Kalziumhaushaltes zu ermöglichen, sollte immer zerkleinerte Sepiaschale im Terrarium liegen. Unterläßt man dies, kann der dadurch entstehende Kalziummangel evtl. dazu führen, dass die Bartagamen stattdessen das Substrat fressen, was zu Verstopfungen oder sogar Darmverschlüssen führen kann.
Ohne Vitamin D3 macht allerdings auch Kalzium keinen Sinn. Vitamin D3 wird benötigt, damit der Körper das Kalzium in den Knochen einlagern kann. Andernfalls werden die Knochen weich und es kommt zu Verkrümmungen und leicht zu Brüchen. Vitamin D3 wird vom Körper durch UVB-Strahlung produziert. Für die UV-Versorgung werden spezielle Lampen benötigt.
Die verschiedenen Möglichkeiten können hier nachgelesen werden. Gerade bei Jungtieren ist die regelmäßige UVB-Bestrahlung äußerst wichtig, da sie sehr schnell wachsen und dementsprechend viel Knochenmasse aufgebaut werden muss.
Wasseraufnahme
Häufig sind Halter irritiert, weil sie ihre Bartagamen nie beim Trinken von Wasser beobachten und machen sich Sorgen, dass ihr Tier möglicherweise austrocknen könnte. Ich habe häufig gelesen, dass stehendes Wasser von vielen Bartagamen schlichtweg nicht als Wasserquelle wahrgenommen wird. Ich selber kann mir das nicht so ganz vorstellen, weil ich meine Bartagamen in bestimmten Situation, wo sie viel Wasser benötigten (Eiablage, kurz nach der Winterruhe), plötzlich nach langer Zeit habe trinken sehen. Es kann auch sein, dass die Bartagame kein zusätzliches Wasser benötigt, weil sie genügend Flüssigkeit über den Salat aufnimmt. Wenn man aber unsicher ist und sichergehen will, dass die Bartagame genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, kann man etwas nachhelfen.
Eine Möglichkeit ist, dass man die Tiere mit Wasser einsprüht. Wenn sie ihren Kopf absenken um das Wasser aufzunehmen oder anfangen dieses abzulecken, hat man es geschafft. Das sollte man aber nur machen, wenn es dem Tier offensichtlich keinen Stress bereitet. Man kann auch über einer Pipette Tropfen auf die Schnauze der Bartagamen das Wasser träufeln. Meistens fangen die Tiere nach einer Weile an, den Tropfen abzulecken. Bei Bartagamen, die bereits genügend Salat fressen, braucht man jedoch nicht nachhelfen. Das Wasser im Salat reicht in der Regel vollkommen aus um ihren Bedarf zu decken.
Es kann auch helfen, wenn der Wassernapf so groß ist, dass die Bartagame sich komplett darin baden kann. Manche Bartagamen nehmen dieses "Angebot" gerne wahr und trinken dabei dann auch bzw. lecken das Spritzwasser beim "Plantschen" ab.
Möglich ist auch, dass man das Wasser in Bewegung bringt, z.B. durch einen Sprudelstein. Dieses Wasser wird dann meistens stärker beachtet. Der Nachteil ist jedoch, dass sich dort schneller Bakterien bilden bzw. eine tägliche Reinigung zeitaufwändiger ist als das Reinigen einer Wasserschale.Wenn eine Bartagame häufig große Mengen trinkt, dann kann dies übrigens auch ein Indiz für einen vorliegenden Parasitenbefall sein.