Krankheiten bei Bartagamen

ALLGEMEINES:

Bevor ich die einzelnen möglichen Erkrankungen erläutere, möchte ich an der Stelle betonen, dass man nicht zögern sollte einen Tierarzt aufzuchen, wenn man an seiner Bartagame Auffälligkeiten feststellt. Krankheiten können sich z.B. durch Veränderungen in folgenden Bereichen bemerkbar machen: Appetit, Aktivität, Motorik, Aussehen und Ernährungszustand.

Bei den meisten Erkrankungen sind die Heilungschancen sehr gut, aber eben nur, wenn sie noch nicht zu weit fortgeschritten sind und das Tier zu sehr geschwächt ist. Leider bemerkt man krankheitsbedingte Veränderungen bei Bartagamen erst relativ spät, da sie von Natur aus versuchen, so lange es eben geht, ihre Schwäche zu verbergen. Das hat den Grund, dass sie auf potentielle Gegner keinen geschwächten Eindruck machen wollen um nicht als leichte Beute erscheinen.

Leider sind die reptilienkundigen Tierärzte rar gesäht. Für die Untersuchung einer Kotprobe kann man auch einen "normalen" Tierarzt konsultieren, aber wenn es dann um die Behandlung von beispielsweise einem Parasitenbefall geht, stößt man schnell an die Grenzen. Daher sollte man sich vorab informieren, wo sich der nächste auf Reptilien spezialisierte Tierarzt befindet. Eine Liste von kundigen Tierärzten findet sich hier: DGHT-Liste "Reptilienkundige Tierärzte"

INNENPARASITEN:

Beschreibung

Ein Befall mit Innenparasiten (Endoparasiten) ist die häufigste Ursache für Erkrankungen bei Bartagamen. Bei einem Großteil der in Zoohandlungen erworbenen Bartagamen sind im Kot Parasiteneier zu finden. Bartagamen von gewissenhaften Züchtern sind weniger betroffen. Häufige "Gäste" im Körper der Bartagamen sind Wurmparasiten wie Saugwürmer(Trematoden), Bandwürmer (Cestoden) und Fadenwürmer(Nematoden).

Eine stärkeres Problem stellen allerdings Coccidien dar, da die Behandlung häufig langwierig und schwierig sind. Im geringen Ausmaß sind sie ungefährlich. Da die Oocysten ständig mit dem Kot ausgeschieden werden, kann es sein, dass die Bartagame diese wieder aufnimmt, wenn sie mit ihrem Kot in Kontakt kommt. Dadurch steigt die Anzahl der Protozoen im Körper und es werden diesmal mehr Coccidien-Eier ausgeschieden. So kann die Anzahl der Coccidien im Körper rasant ansteigen bis es zur Superinfektion kommt. Leider gibt es im Handel meines Wissens kein Desinfektionsmittel, was den im Terrarium verbliebenen Oocysten den Garaus machen kann, so dass es sich als sehr schwierig erweist, diese vollständig loszuwerden, damit die Tiere sich nicht erneut infizieren können.

Weitere häufige, aber weniger problematische Parasiten, sind Oxyuren. Obwohl meistens keine krankheitsbedingten Symptome auftreten, sollten sie behandelt werden.

Seltener werden im Kot von Bartagamen die Flagellaten, Ciliaten und Amöben nachgewiesen.

Symptome

Eindeutige Anzeichen für einen Parasitenbefall gibt es nicht. Oftmals ist es jedoch so, dass die Bartagamen sehr träge erscheinen, was dann fälschlicherweise oft als "Faulheit" interpretiert wird. Ich konnte in dem Zusammenhang häufig beobachten, dass die betroffenen Tiere häufig ein Auge zukneifen.

Bartagame kneift Augen zu
Bartagame kneift Augen zu

Auch eine Gewichtsabnahme trotz ausreichender Nahrungsaufnahme kann ein Warnsignal sein. Ein weiteres Indiz kann die Beschaffenheit und der Geruch des Kotes sein. Dieser riecht bei bestehendem Parasitenbefall oft sehr übel und es finden sich unverdaute Nahrungsbestandteile im Kot. Auch ist die Konsistenz häufig weich bis flüssig. Bei Wurmbefall sind möglicherweise sogar Würmer mit bloßem Auge zu erkennen.

Vorbeugende Maßnahmen

Jeder Bartagamenhalter sollte halbjährlich eine Kotuntersuchung auf Parasiten vornehmen lassen und nicht erst, wenn man Veränderungen im Verhalten des Tieres bemerkt. Neu erworbene Tiere sollten zunächst für einige Wochen in einem Quarantäne-Terrarium gehalten werden. Das Quarantäne-Terrarium kann ruhig kleiner ausfallen, als das normale Terrarium z.B. 100x50x50 oder 120x60x60. Hier besteht der Bodengrund nur aus Zeitungs- oder Küchenpapier. Die Einrichtung sollte spärlich sein, da das Terrarium häufig gereinigt werden sollte um eine Neuinfizierung im Falle einer Erkrankung zu vermeiden. Zu Beginn der Quaranänezeit, sollte eine Kotprobe zur Untersuchung bei einem Tierarzt eingereicht werden. Wenn alles in Ordnung ist, können die Bartagamen nach der Quarantänezeit in ihr richtiges Terrarium übersiedeln. Insbesondere, wenn man seinen Neuzugang zu anderen Tieren gibt, ist ein Quarantäne-Terrarium unumgänglich, damit der restliche Tierbestand nicht infiziert wird.

Zudem ist die tägliche Entfernung des Kotes sowie das tägliche Wechseln des Wasser im Terrarium unerläßlich um einer Superinfektion mit Parasiten vorzubeugen.

Behandlung

An Parasiten erkrankte Bartagamen bekommen vom Arzt ein Medikament gegen die jeweilen Parasiten verordnet. Diese muss meistens mehrere Tage hintereinander oder in wiederholt in einem bestimmten Abstand, oral verabreicht werden.

Infizierte Bartagamen, die vorher gesund waren und in einem normalen Terrarium lebten, sollten auch während der Behandlung in ein Quarantäne-Terrarium umgesiedelt werden. Dabei sollte man die Tiere nicht zu früh wieder in das alte Terrarium zurücksetzen. Nach der Behandlung empfiehlt es sich, 4-6 Wochen bis zur nächsten Kotuntersuchung zu warten und erst dann bei negativem Ergebnis, die Bartagamen wieder zurückzusetzen. Kurze Zeit nach der Behandlung ist oftmals kein Befall festzustellen, weil er kurzzeitig durch die Medikamente unterdrückt wurde, aber nicht endgültig besiegt ist. Das alte Terrarium sollte während der Quarantänezeit gründlichst gereinigt werden. Dabei sollte weitestgehend auf Chemikalien jeglicher Art verzichtet werden. Gut eignet sich z.B. ein Dampfdruckgerät. Die Einrichtungsgegenstände sollten nach Möglichkeit durch extreme Hitze (Backofen für 15 Minuten auf 200° C) oder extreme Kälte (Kühltruhe) desinfiziert werden. Der Sand wird am besten komplett ausgetauscht oder aber auch im Backofen erhitzt.

RACHITIS:

Beschreibung

Rachitis hat, auch wenn es so klingt, nichts mit einer Entzündung des Rachenraumes zu tun. Es handelt sich um Stoffwechselerkrankung, die durch Störungen in der Aufnahme von Vitaminen und Mineralien entsteht. Sie führt zu einer Erweichung und damit verbundenen Verkrümmung der Knochen. Gründe bei Bartagamen sind meistens eine mangelnde Versorgung mit Vitamin D3 und/oder Kalzium.

Symptome

Für den Halter unbemerkt bleibt schnell das Frühstadium der Erkrankung, in dem die Bartagame Hinterkörper und Schwanz beim Laufen immer weniger stark anhebt. Feststellen kann man Rachitis auch relativ früh an den biegsamen Kieferknochen. Rachitis kann sich desweiteren durch Buckel, Knicke im Schwanz, Kieferdeformierungen und Verkrümmungen an den Beinen äußern. Unbehandelt schreitet Rachitis immer weiter fort. Die Bewegungen werden zunehmend unkoordinierter, die Hinterbeine können irgendwann nur noch hinterhergezogen werden. Die Deformierung des Kiefers kann soweit führen, dass die Bartagame die Nahrung nicht mehr selbständig aufnehmen kann. Eventuell hat das Tier auch Zitteranfälle. Wenn man die Bartagame nun auf den Rücken dreht, würde sie sich ohne Hilfe nicht mehr umdrehen können. Die weichen Knochen führen auch dazu, dass es bei den sonst relativ robusten Bartagamen, z.B. bei Sprüngen aus geringer Höhe, schnell zu Knochenbrüchen kommt.

Vorbeugende Maßnahmen

Da die Ursache für die weichen Knochen meist ein Kalzium- oder Vitamin D3-Mangel ist, sollte die Ernährung so gestaltet werden, dass es erst gar nicht so weit kommen kann. Es sollte also zum einen darauf geachtet werden, dass die Bartagamen über die Nahrung genügend Kalzium zugeführt bekommen. Dafür ist die Auswahl der richtigen pflanzlichen Kost wichtig, die optimalerweise ein positives Kalzium:Phosphor- Verhältnis hat. Ein Phosphor-Überschuss würde den Knochen das Kalzium entziehen. Außerdem sollte den Bartagamen immer Kalzium in Form von z.B zerraspelter Sepia-Schale im Terrarium zur Verfügung stehen.

Desweiteren sollten die Futtertiere regelmäßig mit einem Vitaminpräparat bestäubt werden um das schlechte Ca:Ph-Verhältnis der Futtertiere auszugleichen. Das Vitaminpulver enthält i.d.R. sowohl Kalzium als auch Vitamin D3.

Meistens aber entsteht deshalb Rachitis, weil die Bartagamen nicht angemessen mit UVB-Strahlung versorgt wurden. Diese wird benötigt um das körpereigene Vitamin D3 zu poduzieren, was notwendig ist um das Kalzium in die Knochen einzulagern zu können. Eine Übersicht, welche Möglichkeiten es zur UV-Versorgung gibt, ist hier zu finden.

Behandlung

Wenn es bereits zu rachitischen Symptomen gekommen ist, sollte zum einen die Ernährung strikt umgestellt werden, so dass die Bartagamen in etwa doppelt soviel Kalzium zu sich nehmen wie Phosphor. Beim Lebendfutter muss durch Einstäuben mit Vitaminpulver der Phosphorüberschuss korrigiert werden. Damit das Kalzium auch aufgenommen wird und die Knochen wieder gekräftig werden, muss Vitamin D3 vom Körper in ausreichender Menge produziert werden. Dazu sollte die Bartagame mit der Osram Vitalux bzw. Radium Sanolux 30-60 Minuten täglich aus einem Mindestabstand von 1 m Entfernung bestrahlen. So kann (hoffentlich) die Rachitis gestoppt werden. Bereits entstandene Knochendeformationen sind irreversibel.

NEKROSE:

Beschreibung

Unter Nekrose versteht man das Absterben von Gewebe. Bei Bartagamen sind die Zehen und die Schwanzspitze gefährdet. Grund dafür kann z.B. eine Verletzung an den betroffenen Stellen sein. Eine Nekrose kann aber auch infolge von Häutungsschwierigkeiten entstehen. In dem Fall sind die Ursachen in der Haltung zu suchen. Auch können Infektionen durch beispielsweise Mykosen können Nekrosen verursachen.

Symptome

Bei Bartagamen erkennt man eine Nekrose daran, dass Schwanzspitze oder auch Zehen sich schwarz färben und eintrocknen.

Vorbeugende Maßnahmen

Damit es nicht zu Häutungsschwierigkeiten kommt, sollte darauf geachtet werden, dass die Bartagame abwechslungsreich ernährt wird, damit es zu keinem Nährstoffmangel führt. Zusätzlich sollte der Halter trotzdem nach jeder Häutung die Bartagame begutachten um festzustellen, ob die Extremitäten vollständig gehäutet wurden. Falls nötig, muss manuell nachgeholfen werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zu stark absinkt. In dem Fall sollte man öfter mal sprühen oder eine größere Wasserschale reinstellen. Bei dem richtigen Bodensubstrat, das die Feuchtigkeit länger hält (z.B. Sand-/Lehmgemisch), ist ein Sprühen meist gar nicht notwendig. Im Falle einer Verletzung an den Extremitäten sollte ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden, damit die betroffene Stelle fachgerecht behandelt wird.

Behandlung

Eine Behandlung kommt nur durch den Tierarzt in Betracht. Dieser muss eventuell die betroffene Stelle im gesunden Bereich amputieren, damit die Nekrose nicht weiter fortschreiten kann.

ATEMWEGSERKRANKUNGEN:

Beschreibung:

Staub und Zugluft, aber auch bestimmte Parasiten (Pentastomiden) können zu Atemwegserkrankungen, z.B. Lungenentzündungen, führen.

Symptome:

Ein häufiges Symptom, was aber oft nicht ernst genommen wird, ist, dass die Bartagame ihr Maul ständig geöffnet hat. Bei gesunden Bartagamen tritt dies nur in bestimmten Situationen auf, wenn es ihr beispielsweise zu warm ist oder sie sich bedroht fühlt.

Es kann auch sein, dass der Bartagame ein Sekret aus der Nase tritt oder sie sogar niest.

Vorbeugende Maßnahmen:

Wichtig ist, das die Bartagamen niemals Zugluft ausgesetzt sind. Außerdem sollte der Sand im Terrarium nicht zu sehr stauben.

Behandlung:

Behandelt werden muss durch einen Tierarzt, der wahrscheinlich mit Antibiotika gegen die Atemwegsinfektion vorgehen wird.