Verhalten von Bartagamen richtig interpretieren

Während die menschliche Kommunikation doch häufig zu Missverständnissen führt, ist die Körpersprache der Bartagamen sehr eindeutig und dabei sogar sehr vielfältig.

Erkundigungsverhalten:

Wenn Bartagamen ihre Umgebung erkunden, dann benutzen sie dafür oft ihre Zunge. Das Anlecken der zu untersuchenden Gegenstände wird als Züngeln bezeichnet. Die an der Zunge haftenden Duftstoffe werden an das Jacobsonsche Organ weitergeleitet und dort verarbeitet. Das Züngeln wird auch zur sozialen Interaktion, nämlich zur Identifizierung bzw. "Begrüßung" von Argenossen eingesetzt. Dabei wird meistens die Nacken- oder Rückenregion beleckt.

Thermoregulation:

Da Bartagamen wie alle Reptilien wechselwarme Tiere sind, müssen sie selber ihre Körpertemperatur regulieren. Dies geschieht zum einen durch das Aufsuchen bestimmter Plätze, z.B. Sonnenplätze für hohe Temperaturen und Schattenplätze für niedrige, und zum anderen zusätzlich durch Thermoregulation. Thermoregulation bedeutet, dass sie ihren Körper einsetzen um effektiver Wärme aufnehmen zu können oder sich besser zu kühlen.

Bartagame bei der Thermoregulation
Abkühlung

Dies schaffen sie insbesondere dadurch, dass sie ihre Körperfärbung anpassen können, in dem sie ihre melaninhaltigen Hautzellen kontrahieren. Dadurch können sie sich z.B. zur besseren Wärmeresorbierung dunkel oder sogar schwarz färben. Dies beobachtet man häufig am Morgen, wenn die Bartagame ihren Sonnenplatz aufsucht um Wärme zu tanken. Hat sie genug Wärme aufgenommen, färbt sie sich wieder hell. Wenn es ihr trotzdem noch zu heiß ist, sie aber ihren Sonnenplatz nicht verlassen möchte, hat sie die Möglichkeit das Maul zu öffnen und die Zunge etwas hervorzuschieben. Bei starker Überhitzung kommt es zum Hecheln. Durch die Verdunstung der Feuchtigkeit auf der Schleimhaut wird sie abgekühlt. Hin und wieder wird das Maul wieder geschlossen um die Zunge wieder zu befeuchten.

Ablehnungs- bzw. Abwehrgesten:

Eine Geste, die von vielen Haltern häufig missverstanden wird, ist das Augenschließen. Dies wird häufig dann beobachtet, wenn man die Bartagame streichelt und dann als Ausdruck der Entspannung interpretiert. Im Gegensatz zu anderen Tieren, wie z.B. Katzen, handelt es sich dabei um eine Ablehnungsgeste und man sollte dann mit der "Zuwendung" aufhören.

Bartagame mit aufgestelltem Bart
Aufgestellter Bart

Für den Halter unmissverständlicher dagegen ist das Aufstellen des Bartes und Aufreißen des Maules. Dies Verhalten ist eine Drohung an den "Eindringling" und soll sagen: "Wenn du mir zu nahe kommst, beiße ich". Fühlt sich eine Bartagame in die Enge getrieben und sieht keinen Fluchtweg, dann kann es sogar zum Fauchen kommen.
Gleichzeitig wird der Bart so weit es geht abgespreizt, der Körper seitlich abgeflacht, damit der Feind die vielen Stacheln sieht. In seltenen Fällen wird der Feind tatsächlich gebissen, meist bleibt es bei einer leeren, aber sehr beeindruckenden Drohung.

Dominanzgesten:

Überlegenheit gegenüber Rangniederen demonstrieren Bartagamen, indem sie schnell ihren Kopf auf- und abwärts bewegen, was als Nicken bezeichnet wird.

Demutsgesten:

Am häufigsten werden Bartagamenhalter wohl das sogenannte Winken beobachten. Dabei führt die Bartagame mit dem Arm eine Kreisbewegung aus. Diese Geste wird meist im Zusammenhang mit Ranghöheren (manchmal sogar dem Halter) gemacht und dient als Beschwichtigungsgeste. Aber auch mit dem langsamen Auf- und Abwärtsbewegen von Kopf und Überkörper genauso wie dem Abducken des Körpers können Bartagamen Demut demonstrieren.

Revierverteidigungskämpfe:

Wenn zwei Männchen aufeinandertreffen und sich keiner von beiden dem anderen durch Demutsgesten unterwirft, kommt es zu dem typischen Kampfverhalten. Zunächst nicken beide Tiere mit aufgestelltem schwarzen Bart sehr stark. Um den anderen größer zu erscheinen und die Stacheln so richtig in Szene zu setzen, wird der Körper flach gemacht und seitwärts dem anderen zugewandt. Dabei umkreisen sie sich gegenseitig und versuchen gezielt beim Gegner Bisse zu landen. Wenn der Stärke es geschafft hat, sich im Gegner festzubeißen, versucht dieser sich auf den Schwächern zu schieben. Der "Verlierer" bleibt dann regungslos liegen oder wird versuchen bei nächster Gelegenheit die Flucht zu ergreifen.

Balzverhalten:

Wie das Territorialverhalten der Männchen, beginnt auch das Balzverhalten mit starken Nickbewegungen von Seiten des Männchens in Richtung Weibchen und einer Schwarzfärbung des Bartes. Dabei wird meistens der ganze Oberkörper mitbewegt.

Bartagamen mit schwarzem Bart bei der Balz
Paarungswilliges Männchen

Möchte das Weibchen nicht, so reagiert es mit Winken und versucht der Situation zu entfliehen. Bei Paarungsbereitschaft dagegen senkt es den Oberkörper ab und hebt evtl. den Schwanz. Das Männchen setzt dann einen Paarungsbiß im Nacken des Weibchens und versucht einen seiner zwei Hemipenisse in die Kloake des Weibchens einzuführen, indem er seinen Schwanz unter den des Weibchens schiebt. Der Paarungsakt selber dauert in der Regel nicht länger als 1-2 Minuten.