Zucht von Bartagamen

Paarung:

Im Alter von etwa 1 Jahr werden Bartagamen geschlechtsreif, selten auch schon bis zu 6 Monate jüngere Tiere. Die Paarungsaktivitäten setzen wenige Wochen nach der Winterruhe ein. Die Fortpflanzungszeit dauert dann ungefähr vier Monate an. Die Balzaktivitäten und Paarungsversuche gehen dabei vom Männchen aus. Wenn nun zwei Männchen aufeinandertreffen, sind gefährliche Revierkämpfe sehr wahrscheinlich.

Das Balzverhalten des Männchens ist gekennzeichnet durch einen tiefschwarzen Bart und starkem Kopfnicken. Es möchte damit beim Weibchen Eindruck schinden. Wenn das Weibchen zur Paarung nicht bereit ist, dann läuft es weg und "winkt" zumeist um das Männchen zu beruhigen. Leider interessiert das viele Männchen herzlich wenig und sie belästigen das Weibchen weiter. Im Extremfall kann es sogar zu Vergewaltigungen des Weibchens kommen. Beobachtet man, dass ein Weibchen extrem durch die Paarungsversuche eines Männchens gestresst wird, sollte man diese, zumindest kurzfristig, voneinander trennen.

Ist das Weibchen hingegen paarungswillig, dann wird sie sich nicht dem Männchen zu entziehen versuchen und flacht den Oberkörper ab. Das Männchen beißt das Weibchen anschließend in den Nacken um festen Halt zu finden. Das Weibchen hebt nun ihren Schwanz oder wird vom Männchen durch Scharren mit den Hinterbeinen auf ihrem Rücken dazu angeregt. Ist der Schwanz nun angehoben, ist das Männchen nun in der Lage einen Hemipenis in die Kloake des Weibchens einzuführen. Der Paarungsakt dauert nur circa eine Minute. Die Männchen brauchen nach der kraftraubenden Paarung etwas Ruhe, trotz allem finden Paarungen mehrmals täglich statt.

Trächtigkeit:

Nachdem die Paarung erfolgreich war, reifen nun in der Regel die befruchteten Eier im Körper des Weibchens heran. Aber nicht immer ist das der Fall. Bartagamenweibchen sind nämlich in der Lage den Samen zu speichern um erst später daraus Eier zu entwickeln. Dies kann dann geschehen, wenn der Zeitpunkt für die Eiablage ungünstig ist, z.B. kurz vor der Winterruhe. Auch kann ein Weibchen mit den Spermien einer Paarung mehrere befruchtete Gelege hervorbringen.

Während der Trächtigkeit eines Weibchens ist eine vollwertige und ausgewogene Ernährung von besonderer Bedeutung. Besonders auf die Zufuhr von kalziumhaltiger Nahrung muss geachtet werden, damit die Eier sich gut in der Bartagame entwickeln können. Ausnahmsweise kann nun auch mal eine Maus verfüttert werden, da diese viel Kalzium liefert.

Trächtige Bartagamen sind häufig auf einem Sonnenplatz zu finden. Innerhalb der drei bis maximal siebenwöchigen Trächtigkeit wird das Weibchen zunehmend dicker bis die Trächtigkeit sogar durch Beulen sichtbar wird. Während der letzten Tage vor der Eiablage hören manche Bartagamen auf Nahrung zu sich zu nehmen.

Trächtiges Bartagamen-Weibchen mit sichtbaren Beulen im Bauch
Sichtbare Beulen bei hochträchtigem Bartagamen-Weibchen
Mit freundlicher Genehmigung von gelas-barti-world.de

Eiablage:

Zum Ende der Trächtigkeit wird die Bartagame nach einer geeigneten Stelle zur Eiablage suchen. Wenn man hoch eingefülltes grabfähiges Substrat im Terrarium hat und dort eine Stelle feucht hält, dann wird die Bartagame dort vermutlich problemlos ihren Eiablageplatz wählen.

Sind die Voraussetzungen nicht gegeben, dann muss der Halter eine Eiablagebox ins Terrarium stellen. Dort wird ein grabfähiges Substrat, also z.B. ein Sand-/Lehmgemisch, auf eine Höhe von etwa 20 cm aufgefüllt. Dieses sollte stets feucht, aber nicht nass, gehalten werden. Am Eiablageplatz sollten Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad herrschen. Wenn die Eiablage näher rückt, beginnt die Bartagame mit Probegrabungen. Ist die Bartagame mit dem Eiablageplatz einverstanden, dann gräbt sie dort einen Tunnel, an dessen Ende die Bartagame ihre Eier ablegt. Dabei ist es wichtig, dass das Weibchen ungestört ist.

Bartagamen-Weibchen bei der Eiablage
Weibchen bei der Eiablage
Mit freundlicher Genehmigung von Robert Kastner

Nachdem sie alle Eier (20-30 Stück) gelegt hat, versucht sie die Höhle wieder zu verschließen, damit Feinde die Eiablagestelle nicht wittern können. Ab diesem Zeitpunkt hat die Bartagame alles getan für ihre Nachzucht und wird sich nicht mehr weiter darum kümmern. Nachdem die Eier einige Stunden aushärten, können sie, nachdem sie mit einem Pinsel freigelegt wurden, vorsichtig vom Terrarium in den Inkubator überführt werden (bzw. direkt weggeschmissen werden, falls man keine Abnehmer für die Nachzucht hat). Wenn die Eiablage mehr als 24 Stunden her ist, dürfen die Eier nicht mehr gedreht werden, da ansonsten die sich entwickelnde Bartagame sterben kann.

Da die Eiablage für das Weibchen sehr kräftezehrend war, sollte nun darauf geachtet werden, dass die verbrauchten Nährstoffe wieder über nahrhaftes Futter und Vitaminpräparate zugeführt werden. Auch auf die Wasserzufuhr sollte geachtet werden.

Inkubation und Schlupf:

Das Ausbrüten der Eier ist am sichersten in einem selbstgebauten oder gekauften Inkubator. Abgesehen davon, dass es schwierig ist, ununterbrochen das richtige Klima im Terrarium bis zum Schlupf der Tiere zu gewährleisten, wäre es sehr wahrscheinlich, dass die Elterntiere die winzigen Schlüpflinge fressen würden, sobald sie diese gesichtet haben.

Beim Ausbrüten der Eier ist eine hohe Feuchtigkeit im Inkubationssubstrat sehr wichtig. Besonders gut eignet sich dafür Vermiculit, da dieses gut Wasser speichern kann. Dieses wird im Verhältnis 4:3 mit Wasser gemischt. Das Verhältnis bezieht sich auf das Gewicht, nicht auf das Volumen. Es ist darauf zu achten, dass das Gemisch nicht zu feucht ist, es muss klumpig sein, wenn man es zusammenpresst, aber es darf kein Wasser mehr entweichen. Üblicherweise wird das Vermiculit in die Plastikbehältnisse, in denen üblicherweise die Futterinsekten verkauft werden, gefüllt. Diese füllt man mit dem Substrat bis zur Hälfte auf. Darin werden die von der Bartagame gelegten Eier schließlich bis zur Hälfte im Substrat eingebettet. Die Eier sollten möglichst nicht zu dicht nebeneinander liegen. Anschließend werden die so gefüllten Behältnisse in den Inkubator überführt.

Einmal in der Woche sollte überprüft werden, ob Eier dabei sind, die verdorben sind und entfernt werden müssen. Außerdem sollte man festzustellen, wieviel Wasser in den Brutbehältnissen verdunstet ist und dieses nachzufüllen, indem man zu Brutbeginn das Gewicht der Behältnisse notiert und im Wochenrhythmus mit dem aktuellen Gewicht vergleicht. Die Differenz zum anfänglichen Gewicht, wird nun durch Hinzufügen von Wasser ausgeglichen werden. Dieses kann man einfach mit einer Spritze in Zwischenräume im Brutbehältnis geben. Zu beachten ist, dass das Wasser niemals direkt auf die Eier gegeben werden darf. Die Eier sollten bei Temperaturen von 26-30°C ausgebrütet werden. Darüberliegende Temperaturen könnten den Embryonen schaden. Eine milde Nachtabsenkung um wenige Grad Celsius soll angeblich fittere Bartagamen hervorbringen.

Zwischen Eiablage und Schlupf liegen in der Regel 50-80 Tage. Keinesfalls sollte man beim Schlupf "nachhelfen", weil man meint, dass die Bartagamen schon längst hätten schlüpfen müssen! Den bevorstehenden Schlupf erkennt man häufig daran, dass sich auf den Eiern "Schwitzwasser" bildet, weil die Eier zuviel Feuchtigkeit aufgenommen haben. 1-2 Tage später wird die Eischale vom Eizahn des Bartagamen-Babys eingeritzt. Dieser fällt anschließend ab, da er damit seine Funktion erfüllt hat. Im nächsten Schritt kommt, wenn alles gut geht, der Kopf aus der Eierschale und die Bartagame beginnt erstmals mit der Lunge zu atmen. Bis der Schlupf weitergeht, kann es einige Stunden bis sogar einen ganzen Tag dauern.

Bartagame beim Schlupf 1
Bartagame beim Schlupf 2
Bartagame kurz nach dem Schlupf
Bartagame beim Schlüpfvorgang
Mit freundlicher Genehmigung von Robert Kastner

Wenn die Bartagame sich vollständig aus dem Ei befreit hat, wird sie vorsichtig in ein Aufzuchtterrarium umgesetzt. Vorher sollte kontrolliert werden, ob die Bauchdecke komplett verschlossen ist, also der Dottersack resorbiert wurde. Falls das noch nicht geschehen ist, wird die Bartagame übergangsweise in eine andere Heimchendose umgesetzt, dessen Boden mit Küchenpapier ausgelegt ist. Das Behältnis verbleibt im Inkubator bis der Dottersack vollständig aufgenommen wurde.

Aufzucht der Jungtiere:

Das Aufzuchtterrarium sollte ähnlich aufgebaut sein wie ein Terrarium für adulte Bartagamen mit Sonnenplätzen und Versteckplätzen, nur dass es übersichtlicher bleiben sollte, da Futtertiere sonst für die jungen Bartagamen oft schwer zu erjagen sind. Auch kann das Aufzuchtterrarium noch etwas kleiner sein, allerdings sollten sie dem Bewegungsbedarf der kleinen Bartagamen gerecht werden. Eine angemessene Größe für eine Gruppe von Bartagamen in den ersten Lebenswochen ist 100x50x50 (cm).

Bartagamen-Babys im Aufzuchtterrarium
Schlüpflinge im Aufzuchtterrarium
(c) Robert Kastner

Die Bartagamen werden in den ersten 1-2 Monaten in kleinen Gruppen aufgezogen. Der Pfleger sollte die Tiere sehr genau beobachten, um festzustellen, ob sich darunter dominante oder unterdrückte Bartagamen befinden. Unterdrückte Bartagamen halten sich häufig abseits der beliebten Plätze am Boden auf oder versuchen dem Terrarium zu entfliehen, fressen weniger oder gar nicht und hinken im Wachstum hinterher. Dominante sollten von den unterlegeneren Tieren getrennt werden.

Einige junge Bartagamen neigen ein wenig zum Kannibalismus und beißen bei Gelegenheit in Schwanz und Zehen der Artgenossen. Um dieses Verhalten zu reduzieren, soll es helfen, wenn eine "Futterpflanze", also z.B. Basilikum oder Golliwoog, dauerhaft im Terrarium zur Verfügung steht (vgl. "Bartagamen" von Köhler, Grießhammer, Schuster). Offensichtlich kannibalistisch veranlagte Jungtiere sollten ebenfalls separat gehalten werden.

Für die jungen Bartagamen ist es wichtig, dass sie ausreichend Wasser zu sich nehmen, damit sie nicht dehydrieren. Wenn sie das nicht von sich aus tun, sollte man ihnen jeden Tag Wassertropfen mit einer Pipette auf das Maul träufeln bis sie es ablecken.

Jungtiere werden in den ersten Woche noch 2-3 mal täglich mit Lebendfutter gefüttert. Prinzipiell können sie dieselben Futtertiere fressen wir ihre großen Artgenossen, aber alles sollte so klein sein, dass sie keine Probleme beim Fressen bekommen. Grundsätzlich wird empfohlen, dass die Futtertiere nur so groß sein sollten, wie der Kopf der Bartagamen breit ist.

Neben den Futtertieren sollte auch täglich ein Schälchen mit gemischtem Gemüse/Salat/Obst zur Verfügung stehen. Es dauert oft eine Weile bis die Tiere merklich vom Salat fressen, aber gewöhnt man sie nicht frühzeitig daran, so werden sie vielleicht für immer pflanzliche Kost verschmähen. Hilfreich ist es, wenn die Pflanzliche Nahrung in kleine mundgerechte Stücke geschnitten wird, so wird es von den Jungtieren oftmals lieber angenommen.

Jungtiere
Jungtiere noch im Aufzuchtterrarium
Mit freundlicher Genehmigung von Robert Kastner

Gerade für die schnell heranwachsenden Jungtiere ist die Zufuhr von Vitamin D3 und Kalzium für einen stabilen Knochenbau von großer Bedeutung, da es sonst schnell zu Rachitis kommen kann. Deshalb sollte immer ein Schälchen mit Kalziumbröseln im Terrarium stehen, wo sie sich bei Bedarf bedienen können. Zusätzlich müssen Bartagamen täglich mit UV bestrahlt werden, optimalerweise mit der Osram Vitalux aus einem Abstand von mind. 1 m.

Die kleinen Bartagamen wachsen sehr schnell und häuten sich daher auch recht häufig. Hier sollte der Halter sehr genau schauen, ob insbesondere die Zehen und Schwanzspitze komplett gehäutet wurden, ansonsten muss man selber nachhelfen. Bei den Jungtieren kommt es sonst schneller zu Einschnürungen der Blutzufuhr und späterem Absterben des betroffenen Gewebes.